Stirnenfuss


Fiebernde Propheten machten Geld aus kleinen Kindern,
Muenzen aus den Zaehnen und Scheine aus der Haut
Hungrige Soldaten saugten Traenen aus Gewehren,
kaempften mit den Schatten und der Wind war laut
Mannequins in Federn trugen wuergend enge Guertel,
beteten am Telefon und nippten Lotustee
"Wozu gab man euch neun Leben? Seid ihr nicht unsterblich?"
schrieb ich und beruehrte sie - da waren sie aus Schnee
Ungelesene Buecher brannten fauchend in den Bueschen,
totgeglaubten Feinden ging es nie zuvor so gut
Schlote rissen Wunden in den Eierschalenhimmel,
Schluesselloecher waren informiert und spuckten Blut
Affen hinter Windschutzscheiben zuckten unter Stromschocks,
eine Hand am Radio, die andre am Geschlecht
Grau geborne Bettler fielen singend auf ein Fliessband,
Folterknechte waren zu sich selber zu gerecht
Ich ging weiter,
ohne Ziel und ohne Gruss,
mit meinem Stirnenfuss
Lebensmuede spritzten Testamente in die Meere,
schrieben sich mit Asche ein ins Waelderbuch
Astronauten rieben sich die Augen, als sie lasen:
Letzter Boeser Wille und den Opfern Fluch!
Fackeltraeger loeschten,Beduinen bauten Deiche,
Segelflieger spaehten nach der Sturmflut aus
Ballerinen uebten den Spagat auf Bebenrissen,
wehe dem, der schwach war und allein zuhaus
Ich ging weiter,
ohne Ziel und ohne Gruss,
mit meinem Stirnenfuss
Ich ging weiter,
und mit jedem Schritt verschwand
ein Land
Ich sah dich nackt mit Freunden und mit Fremden
Du lachtest und du schworst, es sei fuer mich
Ich weinte schief und liess mich von dir kuessen
Ich glaubte dir aufs Wort und hasste dich
Ich ging weiter,
ohne Ziel und ohne Gruss,
mit meinem Stirnenfuss
Text: Kunze
Musik: Luehrig/Kunze







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